Die Haubenfahrzeuge der Nachkriegszeit - Teil 8

Freitag, 18. März 2016

Die Haubenfahrzeuge der Nachkriegszeit - Teil 8 - Mercedes-Benz L 3500 (Baujahre 1950 – 1955), LF 15 und TLF 15 mit Metz-Aufbauten bis 1952

Der Mercedes-Benz L 3250 wurde bei seiner Vorstellung im Jahre 1949 auf der Exportmesse in Hannover vom Fachpublikum begeistert empfangen. Dennoch sah sich die Daimler-Benz AG bereits im Januar 1950 genötigt, die Nutzlast des Fahrgestells auf 3,5 t zu erhöhen. Inzwischen hatte nämlich der stärkste Mitbewerber Magirus-Deutz seinen bis 1943 hergestellten S 3000 mit einem neuen Motor wieder in die Produktion genommen und zum Dreieinhalbtonner weiterentwickelt. Borgward, MAN und Henschel waren ebenfalls nicht untätig und entwickelten eigene Lastwagen, wenn auch nicht direkt in dieser Größenklasse. Nur der Opel-Konzern war keine Konkurrenz mehr, die Produktion des so erfolgreichen Dreitonners wurde nach ein paar hundert Exemplaren aus Rüsselsheim endgültig eingestellt.

Äußerlich unterschied sich der L 3500 überhaupt nicht vom L 3250, und auch technisch waren keine nennenswerten Veränderungen festzustellen. Allerdings wurde auf Drängen der Käufer nun auch ein Fahrgestell mit 4.200 mm Radstand angeboten. Es entsprach somit dem beim „Vorgänger“ L 3000 gebräuchlichen Maß. Zur Unterscheidung der beiden Radstände wurde die Fahrgestellbezeichnung um den Zusatz „/36“ bzw. „/42“ ergänzt. Ein Allradfahrgestell durfte weiterhin nicht produziert werden.

Wie zuvor schon den L 3250 nutzte Metz auch den L 3500 zum Bau von Löschgruppenfahrzeugen LF 15. Sie unterschieden sich bei der Variante mit kurzem Radstand zunächst kaum von den Fahrzeugen des Jahres 1949. Weiterhin wurden Kabine und Aufbau als blechbeplankte Holzrahmenkonstruktion ausgeführt. Während das Originalführerhaus von Mercedes-Benz über die bereits vor dem Krieg eingeführte einteilige Frontscheibe verfügte, war bei den Löschgruppenfahrzeugen weiterhin eine zweigeteilte Scheibe mit schmalem Mittelsteg üblich. Die oberen Ecken der Frontscheiben waren kaum abgerundet, unten passten die Fenster sich etwas der Motorhaubenkrümmung an. Zierrahmen um die Scheiben kamen erst später in Mode.

Kabine und Aufbau gingen ansatzfrei ineinander über, verwindungstechnisch war das sicher nicht die beste Lösung. Die Trittbrettkästen sahen noch immer so aus wie schon 30 Jahre zuvor, in ihnen wurden nach wie vor die Saugschläuche gelagert. Der Wassertank fasste wie schon bei den SLG der Kriegszeit i.d.R. 400 Liter.

Für Löschfahrzeuge waren einige konstruktive Änderungen am Fahrgestell notwendig. So mussten beispielsweise die Druckluftbehälter für die Bremsen zwischen den Rahmenholmen untergebracht werden. Ihren sonst üblichen Platz außen am Rahmen beanspruchten hier die Geräteräume. Weiterhin musste der Nebenantrieb für die Pumpe berücksichtigt werden. Mit entsprechenden Änderungen versehene Fahrgestelle erhielten ungefähr ab Ende 1950 die Bezeichnung „LF 3500“, wobei das „F“ eben die Feuerwehrversion kennzeichnete.


LF 15, Mercedes-Benz L 3500, Metz, Baujahr 1950, FF Engen im Hegau, ausgemustert 1987, seitdem Museumsfahrzeug. Vgl dazu auch das Titelfoto dieses Artikels.

Zunehmend wurden die LF 15 jetzt vor allem auf dem längeren Fahrgestell mit 4.200 mm Radstand hergestellt. Diese Variante bot ganz einfach mehr Raum für Geräte. Gerade die Berufsfeuerwehren griffen hier in den folgenden Jahren zu, zumal sie zuvor häufig die geräumigen Kraftfahrspritzen KS 25 und Großen Löschgruppenfahrzeuge (GLG) genutzt hatten. Seit 1944 hießen sie jetzt einheitlich LF 25.

In Konkurrenz zu den entsprechenden Magirus-Typen entwickelte sich das LF 15 in der Kombination Mercedes/Metz zum meistgekauften deutschen Löschgruppenfahrzeug. Dennoch hat es bisher kein LF 15 auf LF 3500/42 in der Erstversion in unsere Galerie geschafft.

Neben den LF 15 mit fest eingebauter Heckpumpe wurden auch – vor allem aus Baden-Württemberg – LF 15-TS nachgefragt. Die zusätzliche Tragkraftspritze war (und ist) vor allem bei stark hügeligem Gelände als Verstärkerpumpe notwendig, aber auch sonst war eine zusätzliche Pumpe von Vorteil. In der Regel wurden jetzt die LF 15-TS von Metz so konstruiert, dass die Festpumpe als Vorbaupumpe ausgeführt und die TS von hinten in den Aufbau eingeschoben wurde. Es gab aber auch mindestens ein Fahrzeuge mit Mittelpumpe Auf einen Wassertank musste in der Regel aus Gewichtsgründen verzichtet werden. Ein Erstangriff war also erst möglich, nachdem die Wasserversorgung fertiggestellt war – oder musste von anderen Fahrzeugen aus vorgetragen werden. Gerade wegen dieses Nachteils erreichten LF 15-TS bei weitem nicht die Stückzahlen der LF 15. Auch hiervon fehlt bisher ein Beispiel der Jahre 1950/51 in dieser Galerie

Der „Renner“ in diesen Jahren waren aber ohne Frage die Tanklöschfahrzeuge. Ihre große taktische Überlegenheit hatte sich in der Ersteinsatzphase nach den Bombenangriffen gezeigt. Löschgruppenfahrzeuge waren vielerorts in ausreichender Zahl vorhanden, wenn auch nicht immer im besten Zustand. Einige größere Feuerwehren setzten sogar in den Löschzügen ihre „Überbestände“ an ehemaligen Großen Löschgruppenfahrzeugen mit reduzierter Besatzung als Tanklöschfahrzeuge ein. Was fehlte, waren eindeutig schnelle, bewegliche TLF 15.

Metz hatte noch kurz vor Auslaufen der Lizenzfertigung des Mercedes-Benz L 701 mindestens ein Tanklöschfahrzeug auf diesem Fahrgestell geliefert, ein weiteres folgte 1949 auf dem Mercedes-Benz L 3250. Auch auf dem L 3500/36 entstanden eine ganze Reihe von diesen TLF 15, alle mit der im Heck offen liegenden Pumpe und der darüber am 2.400 Liter fassenden Wassertank angebrachten Schnellangriffseinrichtung.


TLF 15, Mercedes-Benz LF 3500/36, Metz, Baujahr 1950, FF Schorndorf, ausgemustert 1978, seit 1996 Museumsfahrzeug.

Kurz nach der Veröffentlichung dieses Textes erreichten mich Hinweise, die mich zu einer Veränderung meiner vorherigen Aussagen veranlasst haben: Vermutlich sind drei weitere TLF 15 mit dem kurzen Radstand gebaut worden, bei denen von vorne herein ein geschlossener Pumpenstand vorhanden war. Eines dieser Fahrzeuge ist auch bei uns in der Galerie vertreten. Ein weiteres TLF soll bei der FF Calw im Dienst gewesen sein, wurde aber vermutlich längst verschrottet. Das dritte Exemplar gehörte einem inzwischen verstorbenen Sammler aus Nordrhein-Westfalen, der Verbleib ist nicht bekannt.


TLF 15, Mercedes-Benz LF 3500/36, Metz, Baujahr 1950, FF Rottweil. Bis 1965 war das Tanklöschfahrzeug bei der Abt. Stadt im Dienst, dann bis 1983 bei der Abt. Altstadt. Die WF Nyltest (später Rhodia) in Rottweil kaufte den Oldtimer und rüstete ihn für ihre Zwecke um, u.a. wurde ein Werfer auf dem Aufbau montiert. 1998 kam das TLF zurück zur FF Rottweil, in der Folge wurde es wieder soweit wie möglich in den Ursprungszustand zurückversetzt und dient als Museumsfahrzeug.

Parallel dazu wurde jetzt auch eine Tanklöschfahrzeug-Variante mit langem Radstand angeboten. Sie hatte aufgrund des längeren Tankes (ebenfalls 2.400 Liter) einen relativ flachen Aufbau und damit einen günstigen Schwerpunkt. Grundsätzlich hatten diese TLF 15 einen geschlossenen Pumpenraum.


TLF 15, Mercedes-Benz LF 3500/42, Metz, Baujahr 1951, geliefert an die BF München, später bei der FF München und der FF Wildsteig im Allgäu, heute als Museumsfahrzeug im Besitz des Oldtimervereins der FF München-Harthof.

Sehr schnell begann sich das Aussehen der Metz-Fahrzeuge leicht zu ändern. Ab Mitte/Ende 1951 wurden die Frontscheiben stärker abgerundet und mit einer Gummidichtung eingesetzt. Parallel dazu hatte das Dach eine etwas höhere Wölbung erhalten, um mehr Kopffreiheit für die Besatzung zu erreichen. Oberhalb der Frontscheiben waren jetzt häufig die blauen Blinkleuchten integriert. Sie waren hier deutlich geschützter als zuvor freistehend auf den Fahrzeugdächern.

Ab 1952 rückten die Schlauchkästen weiter nach innen, darunter wurde ein schmales Trittbrett angebracht. Die Konstruktion war mit Sicherheit stabiler als die bis dahin verwendeten alte Anordnung. Außerdem erleichterte sie das Ein- und Aussteigen.

Eine Zeitlang wurden jetzt kaum Löschgruppenfahrzeuge oder Tanklöschfahrzeuge mit dem kurzen Radstand geliefert, fast alle Kunden wählten die lange Version.


LF 15, Mercedes-Benz LF 3500/42, Metz, Baujahr 1952, FF Wolfegg, , nach mehr als 20 Dienstjahren abgegeben an eine Werkfeuerwehr, 1999 restauriert. Im Vergleich zu dem rechts daneben stehenden Fahrzeug in Feuerrot (RAL 3000) ist die rubinrote Farbgebung (RAL 3003) des LF 15 gut zu erkennen.


TLF 15, Mercedes-Benz LF 3500/42, Metz, 1951, FF Marktoberdorf. Frontscheiben und Dach entsprechen schon der neuen Bauform, die Schlauchkästen noch der alten Version.


TLF 15, Mercedes-Benz LF 3500/42, Metz, 1952, FF Aschendorf, heute eine Ortsfeuerwehr der Stadt Papenburg. Seit 1979 wird das erste Tanklöschfahrzeug im damaligen Landkreis Aschendorf-Hümmling als Museumsfahrzeug erhalten, ab 1991 durch den Förderverein der Freiwilligen Feuerwehr.

Mindestens ein TLF 15 der 1950/51er Kabinenform (also noch ohne Dachwölbung und integrierte Blaulichter) wurde – evtl. erst nachträglich bei einem Umbau – mit einem höheren Aufbau, ähnlich den LF 15, versehen. Im Einsatz war der Mercedes-Benz LF 3500/42 bei der WF der Bayer AG in Krefeld-Uerdingen. Von den Mitgliedern der Werkfeuerwehr wurde das Tanklöschfahrzeug irgendwann zu einem Sonderlöschfahrzeug mit 850 Litern Ammoniak und 800 Litern Schaummittel umgerüstet. Die Chance, diese vor mehr als 30 Jahren zuletzt gesichtete Rarität noch für diese Galerie fotografieren zu können, dürften gering sein.


Im Jahr 1953 gab es einige technische Änderungen am L 3500, der Allradantrieb hielt bei Löschfahrzeugen wieder Einzug, auch veränderten die Metz-Fahrzeuge erneut in Details ihr Aussehen. Diese Feuerwehrfahrzeugen sollen daher im nächsten Artikel behandelt werden. Wem außerdem mit Recht aufgefallen ist, dass die „Hessen-TLF“ und die Omnibusbauform bisher unterschlagen wurde – sie werden Thema in Folge 10 sein.

(wird fortgesetzt)

Text: Klausmartin Friedrich

Bilder: Thomas Dotzler, Klausmartin Friedrich, Siegfried Hiltensberger, Oliver Horbach, Helmut Kunert, Karl Müller

Literatur (u.a.):
Daimler-Benz AG (Hrsg.): Brandschutz mit Stern: Die Geschichte der Mercedes-Benz Feuerwehrfahrzeuge und ihrer Vorgänger (1888-2002); Stuttgart, 2007.

Fischer, Klaus: Löschgruppenfahrzeuge LF 16; Berlin, 2005.


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